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Spielbericht EHC Arosa 8:0 GDT Bellinzona
Sa. 23.02.19 | 20:00
Sport- und Kongresszentrum Arosa
785 Zuschauer
Link Game Center Swiss Ice Hockey
Aroser Furien: 8:0 und doch nur 1:0
Es ist ein unfassbarer Abend am Obersee. Nach einem gewaltigen
Auftritt und einem nie für möglich gehaltenen 8:0-Sieg des EHC Arosa im
ersten Playoff-Halbfinalspiel gegen die GDT Bellinzona gibt's neben den
altgriechischen Erynnen, den lateinischen Erinnys und den römischen
Furiae neu auch die Aroser Furien.
Total ungläubige Blicke wandern zu Hunderten im Stadion umher. 8:0. Aaaacht zu Nullll. Der EHC Arosa legt einen ersten Halbfinalauftritt hin, der die Zuschauer schlicht weghaut und irgendwie irritiert und fassungslos nach Matchschluss im Stübli zurücklässt. Dass die Mannschaft Eishockey spielen kann, hat sie in der laufenden Saison mehrmals schon eindrücklich gezeigt. Aber, was die Aroser gegen die mit einer Horde an Swiss League-Spieler angetretenen Bellinzonesi an diesem Samstagabend fabrizieren, begeistert einfach nur. Wie Furien überfahren die Schanfigger die Gäste aus der Südschweiz und durchwirbeln die Mythologie.
Nach
Hesio wurden die Erinnyen von Gaia geboren, nachdem der Titan Kronos
seinen Vater Uranos mit einer Sichel entmannt hatte. Aus dem
Zeugungsglied, das ins Meer fiel, erwuchs Aphrodite; aus dem Blut aber,
das auf die Erde tropfte, entstanden ausser den Giganten und melischen
Nymphen auch die Erinnyen - oder eben Furien.
In der Literatur der Neuzeit und der Moderne wird das Motiv der Erinnyen
immer wieder aufgegriffen. In Dantes "Die Göttliche Komödie" treten sie
auf, als Dante sich im Inferno der unteren Hölle nähert. Goethe liess
sie sowohl in seiner Iphiegenie auf Tauris als auch in seinem "Faust II"
auftreten. In Friedrich Schillers Ballade "Die Kraniche des Ibykus"
werden kraft ihres Chorgesangs die Mörder des Sängers Ibykus überführt.
Eine verrückte Geschichte schreibt während des Spiels auch Bo Salerno. Der Tessiner Aroser wird von einem seiner früheren Mannschaftkollegen bei Bellinzona fast im Gesicht durchlöchert. Sein rechtes Auge schwillt sofort an und der Verteidiger muss noch im ersten Drittel sofort zum Arzt geschickt werden. Dass in Arosa alle miteinander anpacken und alles zu unternehmen bereit sind, um der Mannschaft und den Spielern zu helfen, zeigt der Umstand, dass der Stadion-Betriebsleiter Rochus Caluori persönlich Salerno zum Doktor fährt, auf ihn wartet und ihn schliesslich zum Spiel zurückbringt. Mit Vollgitter geht's für Bo im zweiten Spielabschnitt, trotz Augenverletzung, weiter.
Es ist ein grosser Eishockey-Abend in Arosa. Die Mannschaft von Trainer
Marc Haueter zieht ihr Spiel über die ganze Matchdauer hinweg durch und
könnte gar noch höher als 8:0 gewinnen. So herrlich die Partie ist und
die Zuschauer begeistert sind, so nüchtern ist im gleichem Atemzug
festzuhalten, dass dieser Kantersieg genau nur ein 1:0 in der Serie wert
ist. Und keinen Deut mehr. Keine Bonuspunkte, keine Zusatzsiege, rein
gar nichts.
Bellinzona wird an diesem Abend brutal von den Aroser Furien überfahren.
Die Tessiner werden am kommenden Dienstag beim zweiten Spiel kaum mehr
wiederzuerkennen sein. Dann dürften die Aroser mit Sicherheit Tessiner
Furien erleben. In der späteren griechischen Mythologie stellten die
Furien Rachegöttinnen der sittlichen Ordnung dar. Zu furchtbaren
Werkzeugen der Rache wurden sie insbesondere, wenn es zu Mord, zu
Verbrechen an Eltern oder älteren Menschen, zu
Meineid, aber auch zu Verletzungen der geheiligten Bräuche gekommen
war. Und so ist anzunehmen, dass in der Tessiner Mythologie die GDT
Bellinzona sich für diese Schlappe im Schanfigg heftigst rächen möchte.
Sport- und Kongresszentrum, Arosa, 785 Zuschauer, Schiedsrichter Baumann; Vendrame, Blatti
Tore:2. Pfranger (Amstutz) 1:0, 4. Amstutz (Pfranger, Jeyabalan) 2:0, 8. Cola (Däscher) 3:0, 28. Pfranger (Jeyabalan) 4:0, 32. Jeyabalan (PP, Amstutz, Bigliel) 5:0, 37. Pfranger (PP, Jeyabalan) 6:0, 41. Bandiera (Bruderer, Roner) 7:0, 60. Klopfer (PP, Jeyabalan, Pfranger) 8:0
Strafen EHC Arosa: 2x2 Minuten Strafen GDT Bellinzona: 7x2 Minuten
EHC Arosa: Witschi; Hostettler, Agha, Klopfer, Hoffmann, Dünser, Salerno, Steiner, Allegri, Bandiera, Roner, Bruderer, Pfranger, Amstutz, Jeyabalan, Cola, Bigliel, Däscher, Weber, Roffler, Bossi
GDT Bellinzona: Chmel (ab 32. Canepa); De Benardi, Fratessa, Brazzola, Spinetti, Biasca, Rosselli, D'Andrea, Taiana, Lakhmatov, Guidotti, Cordiano, Masa, Schena, Capella, Juri, Sartori, Bobbia, Ermani, Sartore
Bemerkungen: EHC Arosa ohne Gruber und Carevic (beide verletzt)
Playoff 1/2-Finals, 1. Runde:
EHC Wetzikon (1.) - SC Herisau (6.) 4:1 (1:0)
EHC AROSA (2.) - GDT BELLINZONA (4.) 8:0 (1:0)