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Spielbericht EHC Arosa 5:3 EHC Wetzikon
Do. 14.03.19 | 20:00
Sport- und Kongresszentrum Arosa
1570 Zuschauer
Link Game Center Swiss Ice Hockey
Wenn der Kessel explodiert
Es ist eine magische Nacht in Arosa. Fast 1'600 Zuschauer erleben atemlose Stunden und sind Zeugen, wie der EHC Arosa das vierte Playoff-Finalspiel gegen Titelverteidiger Wetzikon auf begeisternde Art 5:3 und damit die Serie 3:1 gewinnt. Die Aroser sind Ostschweizer Meister und steigen in die MySports League auf.
Und plötzlich schnappt sich unsere #10 die Scheibe. Jann Däscher startet
von der Mittellinie aus und führt den Puck mit einer filigranen Art,
wie normalerweise nur die erste Geigerin vom Kammerorchester Wien ihren Stock streichelt. Der Junge mit dem Engelsgesicht hat noch die Nerven,
nach hinten zu schauen - weit und breit ist allerdings kein Wetziker in
Sicht. Und dann hängt dieses Schlitzohr Däscher den Puck in den linken
oberen "Kranz" rauf, wie es sonst nur andere Nummer 10 in der Sportwelt
fabrizierten: Maradona, Ronaldinho, Pelé und wie sie alle heissen.
Dieses Tor zum 4:3 ist das Tor zum Himmel im vierten Playoff-Finalmatch. Es die perfekte Antwort auf Wetzikons eben zuvor erzielten Ausgleichstreffer. Däscher versetzt mit seinem Geniestreich die Zuschauer in Ekstase. Der Kessel explodiert. Was da los ist, lässt einem die Freudentränen in die Augen schiessen. Es ist so schön, was abgeht, einfach genial.
Bis der Sieg allerdings eingetütet ist, müssen die Aroser lange
durchhalten. Zu diesem Zeitpunkt ist erst etwas mehr als die Hälfte des
Spiels absolviert und das Match steht auf Messers Schneide. Der EHC
Wetzikon kämpft brillant und bringt die Aroser mit seiner spielerischen
Klasse immer wieder in Schwierigkeiten. In diese geraten die Schanfigger
aber vor allem schon im ersten Drittel. Wohl nervös ab den fast 1'600
Zuschauern, die wiederum neuen Saisonrekord bedeuten und der Aussicht,
die Serie zu entscheiden, spielt die Mannschaft unheimlich fahrig und
sehr fehlerhaft.
Auch das frühe Führungstor zum 1:0 von Loris Weber entspannt die Mannschaft nicht. Die Spieler bringen in den ersten 20 Minuten kaum einen Schlittschuh vor den anderen und geraten prompt durch zwei Weitschusstore in Rückstand. So wie die Mannschaft über die letzten Monate allerdings gereift ist und die Trainer Haueter und Manojlovic es verstehen, an den richtigen Rädern zu drehen, ist die Zuversicht allerdings auch zur ersten Drittelspause uneingeschränkt, dass die Mannschaft von nun an motoren wird.
Und
wie sie motort. Pepe Bigliel und Patrick Bandiera machen innerhalb von
30 Sekunden aus dem 1:2 ein 3:2 und versetzen dem Gegner einen heftigen
Nackenschlag. Auch Veselys Ausgleich kann dem EHC Arosa nichts mehr
anhaben, schliesslich haben die Schanfigger ja eine magistrale #10.
Den i-Punkt setzt Flavio Cola im letzten Drittel. Mit seinem Treffer zum
5:3 ist das Match und die Serie entschieden. Ausgerechnet Cola, der so
lange, so schwer verletzt und dem Karriereende wesentlich näher war als
dem Meistertitel. Die Geschichte von Flavio Cola hat schon fast
märchenhafte Züge - nicht so wie die jenes "Irren", der bereits drei
Sekunden vor Ablauf der Spielzeit mit Kamera in der Hand aufs Eis
stürmt, um die historischen Momente festzuhalten. Schiedsrichter Baumann
bittet den Eindringlich dann nochmals vom Eis, so dass das Match
ordnungsgemäss doch noch abgespult werden kann.
Und dann ist der Moment da. "Aus, aus, aus, das Spiel ist aus", würde
Herbert Zimmermann, der das legendäre WM-Finalspiel 1954 in Bern
zwischen Deutschland und Ungarn kommentierte, ins Mikrofon schreien. Der
EHC Arosa gewinnt und es brechen alle Dämme. Unfassbar schöne Emotionen
branden durchs volle Stadion. Der Tempel am Obersee ist eine Festhütte
pur. Der EHC Arosa bewegt die Massen - und das in der vierthöchsten
Spielklasse. Glücksgefühle, einfach nur Glücksgefühle und Dankbarkeit.
Losgelöst von jeglichen Sinnen warten die Spieler auf dem Eis auf ihren
verdienten Pokal. Nur: Es gibt keinen Pokal - was allerdings niemand
weiss oder mitbekommen hat. Es ist der Wehrmutstropfen an einem einmalig
schönen Abend, auf den der EHC Arosa viele Jahre hat warten müssen. Da
wirst Du Meister und es gibt kein Pokal? Die Spieler stehen einen Moment
lang wie begossene Pudel da und verstehen die Welt nicht mehr. Schnell
aber schwappt die leise Enttäuschung wieder in grenzenlose Freude über.
Es ist der Beginn einer langen, sehr langen Nacht.
An dieser Stelle dankt der EHC Arosa dem EHC Wetzikon ganz herzlich für
die so tolle und vor allem ausserordentlich faire Finalserie. Vor allem
schätzen wir es sehr, wie sich die Wetziker in ihrer Berichterstattung
nach der Finalniederlage äussern. Danke! Ein dickes Merci auch den
tollen Fans, die sich immer vorbildlich verhalten und stark zu dieser
attraktiven Serie beigetragen haben.
Hopp Arosa!
Sport- und Kongresszentrum, Arosa, 1'570 Zuschauer, Schiedsrichter Baumann; Remund, Hollenstein
Tore: 3. Weber (Roffler, Däscher) 1:0, 7. Hürlimann (PP, Eggimann, Vesely) 1:1, 19. Vesely (PP, Laimbacher, Hürlimann) 1:2, 22. Bigliel (Bandiera, Pfranger) 2:2, 23. Bandiera (Cola, Bigliel) 3:2, 32. Vesely (Marzan) 3:3, 33. Däscher 4:3, 52. Cola (Bruderer, Roner) 5:3
Strafen EHC Arosa: 10x2 Minuten Strafen EHC Wetzikon: 8x2 Minuten + 1x10 Minuten (Hürlimann, unsportliches Verhalten)
EHC Arosa: Witschi; Agha, Hostettler, Hoffmann, Klopfer, Dünser, Salerno, Carevic, Bossi, Bruderer, Roner, Tosio, Jeyabalan, Amstutz, Pfranger, Bandiera, Bigliel, Cola, Däscher, Weber, Roffler
EHC Wetzikon: Peter; Nic,. Marzan, Luchsinger, Hofer, Zuber, Schaub, Rötlisberger,Wittwer, Schneider, Rüedi, Schenk, Beer, Eggimann, Laimbacher, Vesely, Hürlimann, Buchmüller, Pons, Kräutli, Nin. Marzan, Bader
Bemerkungen: EHC Arosa ohne Gruber (Saisonende), Steiner und Allegri (beide überzählig)
Playoff-Final, 4. Runde:
EHC AROSA (2.) - EHC WETZIKON (1.) 5:3 (3:1)